Brauchtum früher

Das Jahr in Wiesenbach endet und beginnt mit dem Neujahrsanspielen der Musikkapelle am Silvestertag. Der Wunsch für

"a guats nuis Johr"

klingt dann von Haus zu Haus. Früher sehr bedeutend war der Lichtmeßtag gleich Anfang Februar. Die Dienstboten konnten ihre Stelle beim Bauern wechseln und hatten einige Tage Urlaub; das Jahr des Bauern begann neu.

Gleich darauf kam und kommt der Wiesenbacher Nationalfeiertag, das Blasiusfest am 3. Feb. Die Verehrung des Wiesenbacherer Patrons Blasius (schwäbisch Bles oder Blese) stammt aus Frankreich und dem Südwesten (St. Blasius im Schwarzwald) und verbreitete sich über Wiesenbach und durch die Prämonstratenser weiter nach Osten. Es war auch das Fest der Bruderschaft und die Kirche entfaltete zu diesem Anlaß noch barocke Pracht. Da das Fest in den Winter fällt, hatte man ausreichend Zeit zum Feiern. Die Bäuerin ging in die Frühmesse um für die Küche frei zu sein.

Das Hochamt mit einer deftigen Festpredigt wurde zum Gesprächs -thema. Danach leitete die Festsuppe mit Brät- und gebackenen Knödeln , Griesnockerln und Spatzen den Schmaus ein. Es wurde nicht nur einmal ausgeschöpft. Diverse Braten mit sämtlichen Beilagen und süßer Nachtisch folgten.

Nach dem Mahl ging es wieder in die Kirche zur Andacht oder Vesper. Der Nachmittag war von Kaffee und üppigen Kuchen bestimmt, während es ab ca . 16 Uhr schon wieder zur Brotzeit überging. Diese "Essleistung" ist nur verständlich, wenn man die ehemals harte körperliche Arbeit des Bauern kennt , der moderne Mensch achtet auf die Linie.

Die geladenen Gäste bekamen noch Kuchen und Brotzeit mit auf den Heimweg, "in das Regendach hinein" wie man es nannte. Selbstverständlich wird auch heute das Fest noch gefeiert , es hat allerdings viel von seiner alten "Wucht" verloren. Den Blasiussegen (das Bläsala) gegen Halsleiden und Ersticken holen sich aber nach wie vor die meisten Wiesenbacher ab.

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