Nachkriegszeit

Das Land lag völlig darnieder. Die überlebenden Soldaten kamen erst nach und nach aus der Gefangenschaft zurück. Vertriebene aus den verlorenen Ostgebieten wurden zwangseinquartiert. Einige davon sind dann gute Wiesenbacher geworden. Aber gerade auch der Niedergang sorgte für baldige Auftriebskräfte, z. B. nach Einführung der neuen D-Mark. Tatsache ist, daß sich in den letzten 50 Jahren unser Dorf total verändert hat.

Gerade an der Landwirtschaft wird diese Veränderung deutlich. Noch in den 50er Jahren waren Handarbeit und jahrhundertealte Bewirtschaftungsmethoden alltäglich. Mancher hat noch mit Flegeln gedroschen, den Mist mit der Hand ausgebreitet und Garben gebunden. Die Gespanne mit Kühen, Ochsen und Pferden gehörten noch lange zum Dorfbild. Der Dorfschmid in Unterwiesenbach beschlug die Pferde. Die Adlerbrauerei war noch in Betrieb und holte im Winter das Eis zum Kühlen in den Weihern der Umgebung.

Aber die Zeit blieb nicht stehen. Ab den 60er Jahren begann eine Welle der Motorisierung. Der Traktor kam auf den Hof. Die ersten Modelle sind heute längst begehrte Oldtimer. Das Getreide wurde mit dem Bindemäher geerntet , dem später der Mähdrescher folgte usw. Allerdings war es auch eine Zeit in der viel Altes unwiederbringlich weggeworfen und zerstört wurde.

Was man damals als "alts Glump" bezeichnete, wäre heute viel Geld wert und würde manchen Sammler beglücken. An den Bauernhäusern wurden rigoros die Sprossenfenster durch ganze Scheiben ersetzt und viele Kachelöfen in den Wohnstuben herausgerissen, um Ölheizungen einzubauen. Man war eben modern. Schon bald machte sich in der Landwirtschaft der Trend zum größeren Betrieb bemerkbar.

Entweder wurde zugepachtet oder nebenbei gearbeitet. Zunehmend wurden Höfe aufgegeben, ein Trend der sich bis in die heutigen Tage fortsetzt. Die Landwirtschaft bestimmt nicht mehr den Grundklang des Dorfes. Das geschah durch den Aufschwung in Industrie und Gewerbe mit den entsprechenden Arbeitsplatzangeboten. Viele Wiesenbacher sind Pendler und das Dorf ist für sie nur noch Schlafplatz oder gar Wochenendsitz. Gott sei Dank gibt es in der Gemeinde selbst ebenfalls Arbeitsplätze.

Eine Baufirma und metallbearbeitende Betriebe sind die größten Arbeitgeber am Ort. Die Veränderungen wirken auch stark auf die Dorfgemeinschaft ein. Obwohl die Vereine in den 70/80er-Jahren einen guten Aufschwung erlebten, wird in den letzten Jahren zunehmend über wachsende Zurückhaltung geklagt.

Die Jugend, mobiler denn je, engagiert sich nicht mehr automatisch am Ort, sondern nutzt alle Angebote , die interessieren. Auch der Bürger lebt heute vereinzelter und ist Individualist und es ist längst nicht mehr selbstverständlich , daß man sich untereinander kennt. Aber trotzdem soll dies für Wiesenbach nur eine Feststellung, keine Klage sein. Immer noch sind Zusammenhalt und gemeinsames Feiern beispielhaft.

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